Wie war das doch gleich mit dem Verlinken?
Vor längerer Zeit hatte ich mich mal darüber ausgelassen, dass in einem Spiegel-Artikel keinerlei Links auf die Quellen gesetzt waren. Und dass das blöd ist, weil die Möglichkeit zum Setzen von Hyperlinks nunmal eines der ganz wesentlichen Merkmale des WWW ist.
Wenn man also nun Links setzt, dann gibt es auch die Frage, wie man das am besten tut. Ich glaubte meinen Augen nicht zu trauen, als ich auf tagesschau.de anlässlich eines Berichtes über einen A380-Triebswerksschaden dann auch mal einen Blick in die Kommentare warf. Denn ein paar Kommentatoren waren so freundlich, ihren Standpunkt durch Links auf passende Webseiten zu untermauern. Und so sehen die fraglichen Links aus:
- xxx.avherald.com
- http://xxx.rolls-royce.com/deutschland/de/markets/civil/index.jsp
Jetzt muss man kein Hellseher sein um zu erraten, dass die fraglichen xxx-Subdomains (jedenfalls im Moment) ungültig sind und ein reines Copy&Paste der Adressen eben deshalb nicht funktioniert.
Die Nutzungs-Richtlinien von meta.tagesschau.de (Stand: 8. November 2010) helfen einem da weiter:
6. Quellenangaben und Verlinkungen
Wenn Sie Zitate verwenden möchten, verweisen Sie bitte auf die Ursprungsquelle und erläutern Sie deren Bezug zum Thema. Dabei müssen Internetquellen, die auf ARD-externe Seiten verlinken, jedoch deaktiviert werden (z.B. mit xxx. anstatt www.)
WTF? Die meinen das ernst. Das ist kein Programmierfehler, die User waren auch nicht zu doof, um eine simple http-Adresse einzutippen. Das ist Absicht seitens der ARD. Kann mir das mal einer erklären?
Ich meine, ich habe ja ein gewisses Verständnis dafür, wenn Anbieter von Webseiten die Besucher auf ihrer eigenen Seite halten wollen. Sollen sie also ihre Redakteure dazu erziehen, nur eigene Seiten zu verlinken (oder auch gar nicht zu verlinken). Aber dass den Kommentatoren untersagt wird, echte Links zu setzen, ist ja mal der Hammer.
Randnotiz
Eigentlich wollte ich gerade heise loben, weil die geradezu vorbildlich seit Jahren alle verfügbaren Quellen verlinken. So auch hier: Schäubles Spott-Auftritt wird zum Youtube-Hit. Die Sache hat nur einen kleinen Schönheitsfehler: Der enthaltene Link führt zwar zum passenden Video bei YouTube, nimmt aber einen kleinen Umweg über http://dpaq.de/nJVyt. In den Kommentaren erläutert ein dpa-Redakteur:
Der Bericht stammt (wie von heise.de angegeben) vom
dpa-Korrespondenten André Stahl. Wir bei der Deutschen Presse-Agentur
verwenden unseren eigenen URL-Verkürzer dpaq.de, um die Links sicher
über verschiedene Redaktionssysteme und E-Mail-Clients hinweg
transportieren zu können. Häufig werden lange Links falsch umbrochen
und funktionieren dann nicht mehr. Weitere Gründe für den Einsatz von
dpaq stehen hier:
http://www.dpaq.de/ueber_dpaq.htm
Äh, wie? Weil zu viele DAUs kaputte Software einsetzen, brauchen die jetzt einen eigenen Link-Verkürzungsdienst? Nee, ne? Die Argumente gegen solche Dienste sind ja seit langem bekannt; wenn man nicht etwa durch die Nutzung eines Kurznachrichtendienstes geradezu gezwungen wird, Links zu verkürzen, dann sollte man meiner Meinung nach die Links auch so lassen, wie sie sind. Denn sagen wir so: Ich kann jedenfalls erstmal nicht erkennen, wohin mich der Link führen wird. Aber beim dpa-Dienst dpaq muss man sich keine Gedanken machen:
URL-Kürzer verstecken jedoch die eigentliche Internet-Adresse vor dem Anwender. Daher beinhaltet bei den bestehenden Systemen ein Klick auf eine Kurz-URL immer ein gewisses Risiko, da man nicht sehen kann, wohin diese Adresse eigentlich führt. Vor diesem Hintergrund wollen wir dpaq.de als Qualitäts-Service etablieren. Redakteure achten beim Anlegen der Kurz-URLs beispielsweise darauf, dass der Weiterleitungslink nicht zu einer bedenklichen Site führt.
Achso, ja wenn die dpa-Redakteure drauf achten, dass die Links unbedenklich sind, na dann ist ja alles in Ordnung, dann kann man so einen URL-Verkürzer jetzt natürlich bedenkenlos nutzen. Hallo?
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