Seit ich meinen ersten Eindruck zur aktuellen Version 10.5 des Opera Browsers geschildert habe, ist einige Zeit ins Land gegangen, nun also ein paar aktualisierte Eindrücke. Insgesamt hat mein Lieblingsbrowser meiner Meinung nach klare Rückschritte gemacht. Alles nur Kleinkram, aber davon viel zu viel:
- Auto-Vervollständigung in der Adresszeile: Glaubt Opera, meine teilweise eingetippte Adresszeile in voller Länge zu erraten, wird der vorgeschlagene Rest direkt hinter dem Cursor eingefügt und dabei markiert, sodass man zumindest die Markierung durch Eingabe weiterer Zeichen überschreiben kann.
Das kann dazu führen, dass ich mit der Enter-Taste die gerade auto-vervollständigte Adresszeile bestätige und nicht diejenige, die ich eingetippt habe. Hat was von den schlechten, alten Netscape 4 Zeiten.
- Vorschläge unter der Adresszeile: Wie schon angemeckert ist Vorschlag Nummer 1 (fast) immer eine Google-Suche nach dem, was gerade in der Adresszeile steht, erst darunter wird die History durchsucht. Was ’n Quatsch. Es gibt mehrere einfache und schnelle Wege, eine Google-Suche durchzuführen, an dieser Stelle möchte ich ohne Umschweife zu History-Treffer Nummer 1. Trotz all der Konfigurierbarkeit habe ich aber keinen Weg gefunden, das Verhalten der Vorgängerversionen wiederherzustellen.
Eingetippt ist "tr", der Rest in der Adresszeile wird von Opera vorgeschlagen. Direkt darunter kommt erstmal "Search the Web for tr"
Nun kann man argumentieren, dass die Behandlung der History nicht so wichtig ist, schließlich gibt es ja auch Favoriten und Speed Dial, um zum Ziel zu kommen. Das trifft wohl auch auf die meisten anderen Benutzer zu, aber ich neige dazu, einen Großteil der vielbesuchten Seiten direkt über die Adresszeile aufzurufen, und dabei nerven mich diese Kleinigkeiten massiv – weil es für meinen Geschmack ein Rückschritt ist, denn bis Opera 10.10 war damit alles in Ordnung, es gab keine Autovervollständigung und Treffer 1 stammte schon direkt aus der History.
Das war aber nicht Alles. Die Suchfunktion (STRG+f) öffnet nun kein eigenes Fenster mehr – soweit, so gut. Anders als in Firefox klappt die unscheinbare Suchleiste nicht unten auf, sondern oben. Geschenkt.
Bei einer Suche wird aber nun die komplette Seite mit einer teil-transparenten Ebene abgedunkelt. Sobald man irgendwo auf die Webseite klickt, verschwindet die Abdunkelung – wozu ist die dann überhaupt gut?
Außerdem: Auch die dezente Suchleiste verschwindet gleich wieder, genauso wie das Hiliting der gefundenen Treffer. Auch beim Weitersuchen mit F3 taucht die Suchleiste nicht wieder auf, erst ein erneutes Suchen mittels STRG+f bringt sie zurück. So ein Unsinn. Da hätte man sich sinnvoller Weise an Firefox orientieren sollen, wo die Suchleiste geöffnet bleibt, bis man sie schließt oder weg-escaped. Insgesamt eine Veränderung ohne Fortschritt und ohne Zugewinn an Usability.
In der Zwischenzeit war ich so genervt, dass ich aus dem Archiv den Vorgänger rausgekramt habe – der aber dann natürlich regelmäßig meckerte, ich möge doch bitte die viel bessere und neuere und schnellere und sicherere Version 10.5 installieren. In der ebenfalls vorhandenen 10.5 Installation führte dann ein Update dazu, dass stattdessen die wunderbare 10.10-Installation aktualisiert wurde. Herzlichen Dank…
An die neue, eher Windows-typische Gestaltung der meisten Dialoge habe ich mich halbwegs gewöhnt. Ich nehme an, die Entwickler haben damit weniger Aufwand. Die Opera-eigene Gestaltung bis 10.10 gefiel mir besser, aber diese Änderung stört mich noch mit am Wenigsten.
Beim Wechsel zwischen Tabs werden kleine Thumbnails der zugehörigen Seiten angezeigt. Überflüssig, störend. Lässt sich weitestgehend wegkonfigurieren, sollte aber meiner Meinung nach standardmäßig deaktiviert sein.
Alles in allem ist 10.5 für mich ein klarer Rückschritt, da können sie die JavaScript-Engine noch so performant machen. Noch halte ich Opera trotzdem für den besten Browser und werde ihn nicht gegen Firefox oder einen anderen eintauschen. Ich hoffe nur, dass es mit den Folgeversionen nicht weiter in die falsche Richtung geht, nachdem Opera über lange Jahre hinweg eher ein Garant für Innovation und Fortschritt war. Bei der starken und immer stärker werdenden Konkurrenz darf man gespannt sein, wie es weitergeht.